Freitag, 13. April 2012

If I alive without you...



If I alive without you…

Prolog
Es war ein Tag wie jeder andere. Ich saß hier und beobachtete mit wachsamem Blick die Umgebung. Meine alten Knochen knackten und schmerzten eh nur sobald ich mich bewegte, daher beschloss ich hier zu sitzen. Ich lehnte mich zurück und schlürfte an meinem Tee. Zu meiner Überraschung war er nur noch lauwarm. Dennoch trank ich weiter. Als der Wind aufzog klingelte es plötzlich. Wer konnte das sein? Ich hatte weder Freunde noch Familie! Völlig erstaunt machte ich mich auf den Weg nach unten.
*

Sie saß dort jeden Tag. Jeden vereinzelten Tag saß sie dort und starrte alle an. In ihren Augen sah man Trauer um etwas. Etwas, was ich nicht wusste ,aber mich brennend interessierte. Aber ich kannte diese Dame doch gar nicht! Es war ein Widerspruch zu dem, was ich vorhatte. Ich hatte beschlossen, sie zu besuchen. Herauszufinden warum sie jeden Tag diese alten, traurigen Lieder vor sich her sang. Aber dann fielen mir wieder tausend Gründe ein, warum ich das hier nicht tun sollte. Ich bin so dumm! Schalte ich mich selber. Doch kaum begriff ich es auch stand ich schon vor der Tür. Na super nun konnte ich nicht zurück. Ohne dass ich es wollte, bewegte sich meine Hand zu Klingel und drückte darauf. Eine imposante Klingel erklang und hallte durch das riesige Haus. Oh mein Gott, was tat ich hier nur!? Ich wollte, ich wäre weg. Nicht hier oder jemand anders. Der Man zum Beispiel, der gerade an mir vorbei ging. Doch da öffnete sich schon die Tür. „ Was willst du?!“ fragte mich die Dame barsch. „ Ich …ähh…ich…“ ich verlor die Worte. „ Für dummes Gebrabbel habe ich keine Zeit!“ meckerte sie und war dabei die Tür zu schließen! Schnell stellte ich meinen Fuß dazwischen. Was tust du da?? Hör sofort auf damit Linda!! „ Hee was soll das? Verschwinde Mädchen!“, plötzlich wusste ich, weswegen ich hier war! Ich wollte wissen wieso sie dort immer sitzt und singt! Aber so kann ich das ja nicht fragen. „ Mein Name ist Linda. Linda Berger. Ich bin von der Schülerzeitung und wir interviewen alte Menschen. Als Reportage.“, seit wann konnte ich so gut lügen? Ohne etwas zu sagen zog mich die Alte hinein und verschloss die Tür. Sie ging schnurstracks die Treppe hoch, mich zog sie hinterher. Oben ging sie durch einen langen Flur, vorbei an unzähligen alten Bildern und Zeichnungen. Und immer waren sie und ein anderer junger Mann drauf zu erkennen. Ich fragte mich wer das wohl sein könnte. Die Frage konnte ich später noch einmal stellen. Endlich kamen wir an einer Tür an. Sie öffnete sie und setzte sich auf einen Korbsessel. Ich setzte mich auf den Gegenüberliegenden. „ Du willst mich also interviewen…“ sie ließ den Satz in der Luft hängen und sah mich an. Ich fühlte mich sofort unwohl. Bei diesem Blick hatte man das Gefühl, man wäre nackt und durchschaubar. Wie ein Glashaus. „ Ähhh…jaa ich …“ mit einer Handbewegung brachte sie mich zum Schweigen. „ Und wo sind dann deine Unterlagen, deine Kamera, dein Mikro, dein Aufnahmegerät? Ich dachte die Leute von heute machen das so?“ sie sah mich mit Misstrauen an. „ Weswegen bist du wirklich hier?“ oh Gott. Das konnte ich doch nie und nimmer sagen. „ Ich war neugierig geworden weil sie jeden Tag hier sitzen und singen. Sie sehen so traurig aus. Ich wollte wissen wieso…“, Ich kam mir vor wie eine fünf-jährige. „ Aja du warst also neugierig…. Hat man dir nicht beigebracht, das so etwas unhöflich ist?“, ich bin verloren. Aber rausreden war wohl auch keine Alternative. Eine Weile sah sie mich an. Fast so als würde sie etwas einschätzen. „ Nun gut Linda. Ich mag dich. Du bist interessant. Und nett. Daher werde ich dir etwas erzählen:
Es war wie immer ein schöner Tag. Ich glaube es war im Sommer 1955. Ich war gerade 15 geworden. Es war herrlich draußen. Ich hatte mich mit meinem Besten Freund verabredet. Ich kannte ihn schon seit 12 Jahren, so dass er mich schon mein ganzes Leben lang begleitete. Doch seit neuem war ich in ihn verliebt. Es war herrlich. Nur das er mich nicht liebte, sodass ich es still und heimlich tat. Dennoch war es schön. Ihn jeden Tag zu sehen war wie eine Droge für mich. Als wir uns trafen, durchfluteten mich tausend Schmetterlinge. Er gab mir wie immer einen Kuss auf die Wange und nahm dann meine Hand. Er hatte, warum auch immer eine Überraschung für mich.“, Sie lachte in sich hinein. Sie war fast wie diese Rose aus Titanic. Alt, geheimnisvoll und bestimmt hatte sie auch ein verschwiegenes Leben hinter sich. „ An diesem Tag hatte er einen Korb dabei. Er führte mich tief in den Wald, bis wir an eine Lichtung ankamen. Um uns herum waren so viele Blumen. Er stellte den Korb ab und pflückte eine davon. Ich weiß noch, es war eine Tulpe. Er hat sie mir in mein Haar gesteckt und mich angelächelt. Dann hat er den Korb ausgepackt. Er hatte ein Picknick vorbereitet. Es war wundervoll. Er hat sich wirklich jeden Tag etwas Schönes ausgedacht. So ging es wirklich jeden Tag. Den einen lud er mich in ein Kino ein! Kannst du dir vorstellen wie teuer das damals war? Und vor allem wie besonders. Und den anderen Tagen, da packte er etwas Geld ein und nahm ein Zelt mit, holte mich ab und wir fuhren mit Fahrrad für eine Woche campen. Es war schön, abends am Lagerfeuer in seinem Arm zu liegen und die Sterne zu beobachten. Aber irgendwann mussten wir zurück. Als wir ankamen wurde er von seinem wütenden Vater empfangen. Er schrie ihn an, wie er so kurz davor abhauen kann. Aber wovor? Es war mir schon aufgefallen, dass Er von Tag zu Tag immer trauriger wurde und die Unternehmungen immer besser. Aber kaum das ich ihn hätte fragen können, war er schon im Haus verschwunden. Am nächsten Tag wollte ich ihn besuchen doch seine Mutter schickte mich weg. Sie sagte, es wäre momentan keine Zeit. Mir wurde immer mulmiger zumute. Was war hier los? Was wussten alle, was ich nicht wusste. Die nächsten Tage waren so schlimm ohne ihn. Ich war bereits süchtig nach der Droge. Nach ihm. Doch dann kam er endlich. Ich schloss ihn in meine Arme doch er sah so furchtbar traurig aus. Er sagte, wir müssen mal spazieren gehen. Ich hatte Angst. Auf dem Weg zum Wald waren wir beide stumm. Erst als wir zu unserer Lichtung ankamen, begann er zu sprechen. Er sagte, er müsse umziehen. Weg. Weit weg, weil sein Vater einen neuen Beruf hatte. Ich war gelähmt. Ein Leben ohne ihn? Das konnte ich mir selbst bei meiner Lebhaften Fantasie nicht vorstellen.“ Die alte Dame weinte. Mein Name ist übrigens Evelin.“ Sie versuchte zu lächeln. Ihr altes Gesicht war schön, trotz der Falten. Jedenfalls saßen wir dort bestimmt mehr als 5 Stunden und weinten. Ich hatte noch nie einen Jungen weinen sehen, nicht mal ihn. Du kannst dir daher vorstellen, wie schlimm der Anblick war. Die letzten Tage verstrichen wie ein Blatt im Herbstwind. Das schlimmste war, dass er mir nicht sagte wie viel Zeit wir noch hatten. Doch dann sagte er es mir. Ein Tag vor seiner Abreise. Doch der Tag kam. Ich hatte ihn die ganze Nacht beweint. Aber ich stand jetzt hier. Vor seinem Haus und wartete bis er kam. Seine Augen waren furchtbar rot. Ich fiel ihm sofort in die Arme und begann zu schluchzen. Es war so schmerzvoll. Als ich dann in seine Augen sah, entdeckte ich einen Schmerz den ich bei ihm noch nie sah. Ich versuchte es zu verstehen. Aber es gelang mir beim besten Willen nicht. Doch dann küsste er mich. Zwar auf den Mund aber nicht wie sonst. Das hier war viel sinnlicher. Aber dennoch zaghaft. Ich erwiderte ihn. Ich schmeckte seine Tränen, die sich mit meinem vermischten. Wir haben noch einen Tag. Das war der Satz den er zu mir sagte als wir uns lösten. Und ich wusste sofort was er damit meinte. Wir nahmen eine Decke und einen Korb mit und setzten uns auf sein Fahrrad. Wir fuhren zu unserer Lichtung und legten die Decke auf den Boden. Es war mir egal dass wir draußen waren. Wir küssten uns wieder. Diesmal war er fordernder. Ich zog ihm sein T-Shirt aus und er meine Bluse. Schon nach kurzer Zeit waren nackt wir auf der Decke. Es war wundervoll. Er war so zärtlich. Und es war warm. Irgendwann lagen wir einfach nur noch da, ineinander verschlungen, und sahen uns an. Aber das ist jetzt dein letzter Tag oder? Das habe ich ihn gefragt, doch statt mir zu antworten, hatte er mich einfach geküsst. Wir sind dann irgendwann eingeschlafen. Aber nun war es wirklich Zeit Abschied zu nehmen. Das wusste ich. Es war so unvorstellbar. Hand in Hand gingen wir dann zurück. Das Auto von seinen Eltern stand schon da. Alle waren bereits eingestiegen, nur er fehlte noch. Er küsste mich noch ein letztes Mal, dann griff er in seine Jackentasche und zog einen Brief heraus. Lies ihn wenn ich weg bin. Das waren seine letzten Worte. Nicht ich liebe dich, sondern ließ ihn wenn ich weg bin. Es tat weh. Dann stieg er ins Auto und war weg. Als ich dann zu Hause war las ich sofort den Brief: Liebe Evelin,
Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht küssen dürfen. Auch nicht mit dir schlafen. Dadurch fällt es mir jetzt noch schwerer diese Zeilen zu schreiben. Aber ich liebe dich seit ich denken kann. Nur war ich immer wie ein Bruder für dich. Ich dachte es wäre nicht möglich. Aber du hast mir gestern das Gegenteil bewiesen. Es war möglich. Und ich danke dir für diese wundervolle Nacht. Ich wollte dir eigentlich eine falsche Adresse geben aber das bringe ich nun nicht mehr übers Herz. Ich liebe dich über alles und danke dir für die Wundervolle Zeit die wir miteinander hatten.
Dein Frosch
Gott war das schlimm für mich. Vier Monate später erfuhr ich dass ich schwanger war. Meine Eltern verbannten mich, so dass ich mir etwas überlegen musste. Ich fuhr zu ihm. Zeigte ihm den Bauch und sah in sein Gesicht. Er war unglaublich fröhlich. Freute sich auf das Kind. Ich war glücklich, ich hatte eine andere Reaktion erwartet. Fünf Monate später gebar ich ein gesundes Mädchen. Ich hatte die Zeit über bei ihm gewohnt. Wir nannten sie Merrylin. Als ich 18 war machte er mir einen Antrag. Es war so schön. Natürlich sagte ich JA. Später als wir schon bestimmt 50 waren kam unsere Tochter bei einem Autounfall ums Leben. Es war ein Tiefpunkt für uns beide. Wir haben Merrylin geliebt. Dann ein Jahr später verließ er mich. Er hatte einen Herzinfarkt. Als wir hier auf der Terrasse waren. Seitdem sitze ich hier. Erinnere mich jeden Tag daran. Es war grauenhaft ihn dort zu sehen. Wie er starb… Und wie er sagte ich liebe dich, Evelin.“ Evelin begann zu weinen. Ich nahm sie in den Arm und tröstete sie. „ Soll ich sie jeden Tag besuchen? Wir können etwas unternehmen oder ich kann sie unterstützen.“, “Danke mein liebes. Sehr, sehr gerne!“ sie lachte. Von nun an besuchte ich sie jeden Tag. Wir saßen nun zusammen auf der Terrasse und tranken Tee. Doch eines Tages fand ich sie tot in der Wohnung. Neben ihr lag ein Brief:
Meine Liebe Linda,
Es war eine wundervolle kurze Zeit mit dir.
Doch es war Zeit für mich zu gehen. Auch wenn ich diesem Glück etwas nachhelfen musste. Ich möchte dir alles vermachen was ich besitze. Du warst dieses eine Jahr meine Familie und ich möchte nicht dass es alles verpfändet wird. Nun werde ich meinen Frosch endlich wiedersehen. Ich hoffe dass wir uns noch sehr lange nicht sehen!
Gezeichnet
Evelin

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